Hitzeperiode: Haben wir noch genügend Trinkwasser?
"Die Herausforderung der Wasserversorger besteht darin, die acht Millionen Österreicherinnen und Österreicher mit ausreichend Wasser zu versorgen und eine kontinuierliche Wasserversorgung zu sichern - auch bei großer Hitze oder Trockenheit", erklärt Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Zerobin, Präsident der Österreichischen Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW).
Ein Niederschlagsplus von 18 Prozent gegenüber dem langjährigen Mittel zwischen 1981 und 2010 wurde laut Zentralanstalt für Meteorologie (ZAMG) im heurigen ersten Halbjahr im Westen Österreichs erreicht. Im langjährigen Schnitt entwickelten sich die Niederschläge im inneralpinen Raum etwa um minus ein Prozent. Viel trockener war es im Norden sowie im Osten und Süden Österreichs mit einem Niederschlagsminus von 14 beziehungsweise zwölf Prozent. Allein im April wurden um bis zu 75 Prozent weniger Niederschläge gezählt. An manchen Orten hat es nur wenige Millimeter geregnet. So etwa im Raum Klagenfurt, wo der April der zweittrockenste seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1813 war.
"Auch wenn es kaum regnet - unsere Speicher sind immer bestens gefüllt, selbst wenn der Sommer heiß ist", sagt Dipl.-Ing. Reinhold Plöchl, Bereichsleiter der Linz AG Wasser.
Spitzenverbräuche bei hohen Temperaturen
In Österreich liegt der durchschnittliche Wasserkonsum der Bevölkerung bei etwa 130 Litern pro Tag. Besonders hoch ist der Bedarf im Sommer: Bei Hitze und Trockenheit baden und duschen die Menschen häufiger, sie trinken mehr Leitungswasser und gießen ihre Blumen und Pflanzen in den Gärten. An besonders heißen Tagen wie Anfang Juli wurden in Wien mehr als 500.000 Kubikmeter Wasser verwendet. Der tägliche Entnahmedurchschnitt in der Bundeshauptstadt liegt bei 380.000 Kubikmeter. In Linz werden in Hitzeperioden täglich bis zu 80.000 Kubikmeter Wasser entnommen, technisch möglich sind laut Plöchl bis zu 120.000 Kubikmeter. In Graz betrug der Wasserbedarf während der heißen Tage Anfang Juli knapp 54.000 Kubikmeter Wasser, was in etwa dem Durchschnitt entspricht. Im ländlichen Bereich bedienen oft regionale Wasserversorger mehrere Gemeinden: So versorgt beispielsweise die Leibnitzerfeld Wasserversorgung GmbH 28 Gemeinden in der Südsteiermark täglich mit rund 15.000 Kubikmetern Trinkwasser. Möglich sind hier bis zu 18.000 Kubikmeter Wasser.
Verbrauchsschwankungen
Entscheidend für den Wasserverbrauch ist der Zeitpunkt einer Hitzewelle: Es macht einen Unterschied, ob während einer Hitzeperiode noch Schul- oder schon Ferienzeit ist. Die Erfahrung zeigt: In den Urlaubsmonaten halten sich in den Ballungsräumen weniger Menschen auf. Diese brauchen auch dementsprechend weniger Wasser. Ein ähnliches Verbrauchsbild zeigt sich an Wochenenden, wenn die Menschen lieber wandern, Radfahren oder schwimmen gehen als zuhause Wäsche zu waschen.
Woher unser Wasser kommt
Österreich ist ein sehr wasserreiches Land. Nur etwa ein Prozent der vorhandenen Wasserressourcen werden für die Trinkwasserversorgung benötigt. Die Konsumentinnen und Konsumenten werden täglich mit frischem Wasser versorgt: Die Wiener Wasserbehälter werden permanent über die erste und zweite Hochquellleitung gespeist. In Linz wird aus den Grundwasserströmen der Donau und der Traun, sowie aus 30 Brunnen ständig Nachschub gewährleistet. Aber auch in vielen anderen Städten und Gemeinden wird Grundwasser in die (Hoch-)Behälter gepumpt, um die Bevölkerung jederzeit sicher versorgen zu können.
Der Umgang mit Wasser
Wasser ist ein wertvolles Gut, das in Österreich in großen Mengen verfügbar ist. Dennoch sollte bewusst und sinnvoll damit umgegangen werden. Die Devise der ÖVGW lautet daher: Verwenden statt verschwenden.
Besonders an heißen Tagen sollte ausreichend leitungskühles Wasser getrunken werden. Wer sich nach einer Abwechslung sehnt, kann dem Leitungswasser einen Minz- oder Melissenzweig oder aufgeschnittene, gründlich gewaschene Zitrusfrüchte beigeben.
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Kommentare
Da stöhnte kürzlich ein Nachbar: "wir müssen 7x duschen bei dieser Hitze". Welch eine gigantische Verschwendung!
Am Morgen eine halbe Badewanne voll und man kann sich entweder kurz erfrischen zwischendurch oder z.B. Wassertreten, die Unterarme eintauchen....
Ich glaube, es muß in den 70er Jahren gewesen sein, als es im Sommer durchaus üblich war, daß man den Garten nicht mehr gießen durfte, weil zu wenig Wasser da war.
Grundsätzlich können wir Wiener aber froh sein, daß wir eine solche Wasserversorgung haben. Da beneiden uns viele Großstädte darum. stellt euch vor, den damaligen Politikern wären auch nur Flaniermeilen, schwule Ampelleutchen und Radwege allüberall eingefallen....
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