Die Gier im Schafspelz

Die Gier im Schafspelz
„Die Gier im Schafspelz“ anhand Lebensmittellieferung und Bankomaten
Man ist ihr praktisch wehrlos ausgeliefert, der altbekannten, ganz stillen, gut erprobten, perfekt funktionierenden und hinterlistigen Abzockmasche:
Erste Phase: Das unwiderstehliche Angebot
Die Einführung von Bankomaten bietet plötzlich rund um die Uhr Bargeld, auch bei Fremdbanken, sogar im Ausland. Genial und GRATIS!
Zweite Phase: Der Gewöhnungseffekt
Verwendung von Bankomaten als Bargeldquelle wird alltägliche Selbstverständlichkeit
Dritte Phase: Austausch Mensch gegen Maschine
Filialen werden geschlossen, Mitarbeiter „abgebaut“, Kosten eingespart
Vierte Phase: Blitzableiter
Dass die Einführung von Bankomatgebühren rege Aufregung verursacht, ist und war jedem klar. Man brauchte daher eine Art Sündenbock, der unverschämt hohe Bankomatgebühren als erster einführt und an welchem sich der Volkszorn entzünden und entladen kann, einen Blitzableiter also. In unserem Fall die Firma Euronet mit ihren 70-80 Geräten (gegenüber 8.800 Österreichweit)
Fünfte Phase: Nötigung
Bankomatbehebungen werden nun an allen Automaten kostenpflichtig, durch das geschrumpfte Filialnetz kann argumentiert werden, dass ja jeder in eine Filiale ausweichen kann und dass jedes Unternehmen das Recht auf Kostenreduzierung hat… In Wirklichkeit ist bereits ein gewisser Zwang zur Bankomat-Nutzung entstanden. Man verlangt etwas weniger als der „Blitzableiter“, verabreicht somit auch eine kleine Beruhigungspille und fortan wird Geld gescheffelt.
Mit den Lebensmittelmärkten geht es gerade in gleicher Weise los:
Erste Phase: Das unwiderstehliche Angebot
Man kann alles bestellen, es gibt kein Limit für Menge, auch kein Limit für Gewicht, geradezu winzige Gebühren für die Lieferung, sodass wirklich jedem klar sein muss, dass damit die Lieferkosten niemals gedeckt werden können. Und mit „Lieferpass“ (Billa) wird’s noch billiger.
Zweite Phase: Der Gewöhnungseffekt
In dieser Phase befinden wir uns gerade. Die zunächst unwiderstehlichen Angebote werden dafür sorgen.
Bei dem Gedanken, dass die Supermärkte samt Personal verschwinden, kundengerechte Warenpräsentation auf Online-Fotos reduziert wird, Diebstähle der Vergangenheit angehören, Lieferanten nur mehr ein riesiges Zentrallager anfahren und die Lieferungen billige Subunternehmer übernehmen, wird so manchen Konzernführern den Geifer aus den Mundwinkeln treiben.
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Kommentare
Macht der Niki Lauda auch so. Hebt einmal im Monat den Betrag ab, den er braucht und geht nicht zum Bankomaten.
Ja, du hast sowas von recht.
Ich persönlich brauche allerdings keinen Bankomaten, hole mein Geld einmal im Monat von der Bank. Finde, man verliert leicht den Überblick, genauso, wie wenn man jede Wurstsemmel im Supermarkt damit bezahlt.
Ich habe mich allerdings sehr geärgert, daß die billige Kundenkarte, die ich bis vor ca 1 Jahr hatte und mit der ich nur den Kontoauszug am Automaten geholt habe, plötzlich zwangsweise zur Bankomatkarte wurde - was ja nicht billig ist. Ich brauche sie nach wie vor nur für den Kontoauszug und die Überweisungen.
Die Bankangestellten wurden früher zu Finanzfachleuten ausgebildet. Ich war sehr erstaunt, daß mir ein solches Trutscherl kürzlich angesichts eines als risikoarm beworbenen Wertpapierdepots, das schon ein ordentliches Minus gemacht hat, hören mußte, daß sie keine Empfehlungen geben darf!
Traurig, aber wahr. Sie haben es auf den Punkt gebracht und wer ein wenig nachdenkt wird erkennen, dass die "Gier im Schafspelz" ein weit verbreitetes Phänomen ist, das viele Bereiche betrifft.