Frühstück im Kaffeehaus: 1.Bez. Prückel

[b]Ein altes, traditionsreiches Kaffeehaus, das ich bisher nur von Buchpräsentationen und Pressekonferenzen kannte. Gleich zusammengefaßt: es war enttäuschend. Man betritt den großen Raum in der typischen L-Form, sieht links hinten die jetzt übliche Glas- Abtrennung für Raucher und nimmt rechts Platz. Unmittelbar neben der Küche, beim Abgang zu den Toiletten aber ist ein kleiner dunkler, leerer Raum mit der Aufschrift "Nichtraucher", aber offen zum Hauptraum. Als am Nachbartisch jemand raucht und wir auch am anderen Ende eine Raucherin sehen, wird klar, daß der große Teil gesetzeswidrig der Raucherbereich ist und die Nichtraucher im Glaskobel sitzen. Dieser befindet sich dem Denkmal gegenüber mit einem Seiteneingang. Zwei Tische waren reserviert, sowie der ganze hintere Teil, in dem normalerweise Veranstaltungen stattfinden. Ob wirklich oder nur um weite Wege für das Personal zu vermeiden, war nicht klar. Jedenfalls waren die 7 Tische bald besetzt (während im großen Saal gut 2/3 leer waren) und die potentiellen Nichtraucher-Gäste wurden in das Kammerl neben dem der Küche verwiesen. Hinten blieb gesperrt und frei. Nach 10 Minuten endlich ein Kellner, auch beim Zahlen endlos gewartet, nur, wenn es darum ging, daß jemand hier im Nichtraucherbereich sitzen wollte, war gleich jemand da. Wir hatten den Eindruck, der Kellner kam erst, als alle Tische besetzt waren und er alle Bestellungen auf einmal aufnehmen konnte. Das Wiener Frühstück besteht aus "Melange, Tee oder Schokolade", 2 Semmeln, Ei, Butter, Marmelade oder Honig (nachgefragt wurde nicht), 6,80. Will man "Café latte, großer Mokka oder Portion Tee" 8,20. Erweiterbar mit "Schinken, Haussalami und Gouda" = zusätzlich 2,70. Natürlich konnte man sich auch anderes selbst zusammenstellen, auch mit kleinen warmen Gerichten. Wir nehmen das Wiener Frühstück mit der "Portion Tee" und das Grundarrangement mit Erweiterung. Statt Semmeln wollten wir 3 Kornspitz. Dieser Austausch war bisher überall kostenlos, hier zahlen wir dafür 2,70 € extra. Dies ist nicht extra ausgewiesen, man hätte es sich nur aus der À la carte-Speisekarte heraussuchen können. Die Erweiterung bestand aus extrem dünn Geschnittenem (kein Millimeter!): 3 Scheibchen Salami, 2 Käse und 2 Scheiben Preßschinken von minderer Qualität. Preis-Leistungsverhältnis zum Vergessen. Die Eier haben keine Stempel. Die Marmelade in einem kleinen Schraubgläschen ohne Aufschrift (kleiner als Staud) reichte gerade für 3 Hälften, ein Block Butter für 2 Gebäck ist zu wenig. Der Kaffee war gut, bestand aber zu 1/3 aus Milchschaum. Wasser auch zum Tee. Die "Portion", für die 1,60 aufzuzahlen waren, war das, was man neuerdings "Kännchen" nennt, aber letztlich eine große Tasse mit 1 Meinl-Beutel, also nur ein bißchen Wasser mehr als eine normale Schale. Man merkt die Absicht und ist verstimmt. Die Messer waren wenigstens funktionsfähig. Einige Elemente des alten Kaffeehauses waren noch da, ein Klavier, ein total zugestelltes Telefonabteil und ein Riesentisch mit einem Zeitungsberg, alle Zeitungen in mehrfacher Ausführung (die Zeitungshalter kann man übrigens um 23 € kaufen). Im Nichtraucherbereich war es extrem kalt, denn in der Stunde unseres Aufenthalts kamen ständig Lieferanten zu diesem dann offenen Seiteneingang herein, zuerst Getränke (mindestens 6x hin und her), dann Obst und Gemüse, später jemand mit Schachteln und schließlich noch eine Bäckerei. Dort wäre eigentlich der besseren Belüftung wegen der bessere Bereich für Raucher. Man erwartete nur noch die MA 48, die die Mistkübel durch das Lokal karren. [/b]